- Hans Weber
- November 1, 2024
Bier mit Familiennamen
Das Prokopské údoli (Prokop Tal) gehört zu den beliebtesten Naherholungsgebieten im Stadtgebiet Prag, die einlädt, eine schöne Felsenlandschaft genießen zu genießen. Man fragte sich lange Zeit, warum bei solch Mengen von meist tschechischen Ausflüglern niemand bereit fand, die Dürstenden mit einem besonders guten Gerstensaft zu beglücken.
Seit einger Zeit ist dem Mißstand abgeholfen und zwar durch die exzellente Pivovar Prokopák. Die liegt in der Do Klukovic in Hlubočepy (Praha 5) einen nur kurzen Abstecher weg vom Hauptweg des Tals, aber so nahe daran, dass sich die Kunde schnell herumsprach. Jedenfalls ist der Andrang an sonnigen Tagen auch außerhalb von Wochenende und Ferien enorm. Aber dafür hat das Prokopák auch Raumkapazitäten.
Es gibt Plätze auf dem Balkon, auch dem recht großen schattigen Biergarten dahinter (Bild oberhalb links), für die nur schnell sich im vorbeiwandern Erfrischenden einen Vorplatz mit einen Bierausschank und in der eigentlichen Wirtschaft (Hospoda) gibt es nicht einen recht großen Raum, in dem gepflegte böhmische Kücher serviert wird, und zwar in einer Qualität, dass nicht nur Ausflügler hier einkehren, sondern auch Einheimische, Selbst Hochzeiten und andere Feierlichkeiten sieht man hier nicht selten, und ab und an gibt es auch kleine Live-Konzerte, die irgendwie die Tradition aus der Ersten Republik wieder aufleben lässt.
Womit wir bei der Vorgeschichte sind. Das Gebäude der heutigen Brauerei wurde 1909 von einem Herrn Antonín Kos als ein Gasthauses mit dem passenden Namen U Kosů gebaut. Im Jahre 1926 wurde ein großer Saal (heute die Hospoda) gebaut, in dem regelmäßig Tanzabende mit Livebands und sogar Theateraufführungen stattfanden. Die Nazi-Besetzung beendete dies nach 1939. Die Wehrmacht wollte im Tal ein Waffenlager bauen und benutzte das (ehemalige) U Kosů als Unterkunft für die Arbeiter. Auch die Kommunisten ließen die alte Tradition nicht wieder aufleben. Das Haus wurde als Lebensmittelladen oder Kurzwarengeschäft benutzt (immerhin durfte Familie Kos hier noch wohnen). Auf nach der Samtenen Revolution von 1989 dient das Gebäude recht zweckentfremdet als Tischlerei.
So um das Jahr 2017 hatten Tomáš Josefovič (der heute Teilhaber ist) und Petr Novotný (heute der Geschäftsführer des Prokopák) die Idee, das etwas heruntergekommene Gebäude als als kleine Brauerei herauszubringen. Nach etlichen Vorarbeiten könnte das Prokopák 2020 endgültig in Betrieb genommen werden – sogleich mit rasenden Erfolg. Zu so etwas muss die Qualität stimmen. Petr Novotný, der zugleich Braumeiter (in Zusammenarbeit mit Jakub Tomaides) ist, sorgt dafür, dass nur beste unpasteurisierte tschechische Lager- und Bierspezialitäten mit besten Zutaten gebraut werden. Links sieht man die Brauerei, die technisch auf neuestem Stand ist.
Die hier gebrauten Biersorten, von denen immer eine große Vielfalt angeboten wird, tragen seltsamerweise fast alle Familiennamen. Es gibt Panímáma (Frau Mama) ein halbdunkles Bier mit mild-mälzigem Geschmack, und es gibt den Tatin (Vater), ein helles Lager, das fast schon gemäß dem Geschlechterklischee deutlich herber ist. Daneben gibt es u.a. das Strýc (Onkel), ein Indian Pale Ale, die Teta (Tante), ein Red Ale, den Švagr (Schwager), ein sogenanntes Milkshake IPA – und viele andere mehr. Das helle Tatin und das dunkle Panímáma sieht man übrigens auf dem großen Biild oben. Ja, das Prokopák ist das Ausfluglokal im Prokopské údoli schlechthin, aber eben mehr als das. Und vor allem eine Top-Brauerei, die keinen Vergelich mit anderen zu scheune braucht. EIn Grund mehr, mal wieder ins Prokopské údoli zu wandern. (DD)
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