Prag (dpa) – Ein Besuch des taiwanischen Parlamentspräsidenten You Si-kun in Tschechien hat für scharfe Kritik von chinesischer Seite gesorgt. Mit der Einladung des – so wörtlich – «verbissenen Separatisten» würden die Grundlagen der tschechisch-chinesischen Beziehungen untergraben, warnte die Botschaft der Volksrepublik in Prag am Mittwoch. Der EU-Mitgliedstaat müsse aufhören, «falsche Signale» auszusenden.
«Wir haben Interesse an normalen Beziehungen mit China, aber wir sind ein souveränes Land», entgegnete der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala. Höhepunkt des dreitägigen Besuchs von You war eine Rede vor dem Senat, dem Oberhaus des Parlaments. «Wir sprechen die gleiche Sprache, die man Demokratie nennt», sagte der Politiker der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP). Er verwies dabei auch auf das Vermächtnis des tschechischen Bürgerrechtlers und Ex-Präsidenten Vaclav Havel (1936-2011).
Video: Rede von You Si-Kun im tschechischen Senat (Tschechisch)
Die chinesische Führung betrachtet das freiheitliche Taiwan als Teil der kommunistischen Volksrepublik und droht mit dessen Eroberung. Seit der Invasion Russlands in die Ukraine sind die Sorgen gewachsen, dass auch Peking seine Drohungen eines Tages wahr machen könnte. Zudem versucht die chinesische Führung, Taiwan international zu isolieren.