Die Tschechen haben im Jahr 2022 eine ähnliche Menge an Lebensmitteln konsumiert wie 1950, nämlich rund 800 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Der Konsum von Fleisch und Alkohol ist jedoch seit 1950 um mehr als die Hälfte gestiegen. Dagegen isst die tschechische Bevölkerung heute deutlich weniger Kartoffeln und Brot als noch Anfang der 1950er Jahre. Dies geht aus Daten hervor, die das tschechische Statistikamt in der aktuellen Ausgabe seiner Zeitschrift Statistika&My veröffentlicht hat.
Der durchschnittliche Lebensmittelverbrauch in der Tschechischen Republik zwischen 1950 und 2022, einschließlich Lebensmittelverlusten und -abfällen, lag bei 750 Kilogramm pro Kopf und Jahr. In den meisten Jahren schwankte der Verbrauch zwischen sieben- und achthundert Kilogramm. Der Rekord beim Lebensmittelverbrauch wurde 2021 erreicht, als dieser 825 Kilogramm pro Kopf betrug.
Gesellschaftliche Veränderungen und die Wirtschaftskrise haben sich auch auf den Verbrauch ausgewirkt. Laut Renata Vodičková, Leiterin der Abteilung für Land- und Forstwirtschaftsstatistik des tschechischen Statistikamtes (ČSÚ), fiel der niedrigste Pro-Kopf-Verbrauch an der Wende der 1950er und 1960er Jahre in die Zeit nach dem Ende der Zwangsverstaatlichung der Landwirtschaft. Auf den anschließenden Produktionsanstieg folgte nach dem Ende des kommunistischen Totalitarismus ein weiterer Rückgang. Zwischen 1989 und 1995 sank der Verbrauch um neunzig Kilogramm, da die Lebensmittel nach der Abschaffung der negativen Umsatzsteuer bzw. der Einführung der Mehrwertsteuer erheblich teurer wurden, so das Statistikamt. Weitere Rückgänge wurden während der Wirtschaftskrise zwischen 2009 und 2012 sowie im Jahr 2022 verzeichnet, bedingt durch die steigende Inflation und den Rückgang der Reallöhne.
Obwohl der Lebensmittelkonsum insgesamt seit Jahrzehnten auf einem ähnlichen Niveau geblieben ist, hat sich das Interesse der Tschechen an einzelnen Produkten stark verändert. So ist der Fleischkonsum von 48,6 Kilogramm pro Kopf im Jahr 1950 auf 82,9 Kilogramm im Jahr 2022 gestiegen. Auch die Vorlieben der Menschen haben sich verändert. Während Schweinefleisch nach wie vor an erster Stelle steht und mehr als die Hälfte des Fleischkonsums ausmacht, hat das Interesse an Rindfleisch nachgelassen. Vor mehr als 70 Jahren machte es fast ein Drittel des Fleischkonsums aus, während es heute nur noch ein Zehntel ausmacht. Dagegen ist der Anteil von Geflügel am Verbrauch von fünf auf 33,9 Prozent gestiegen.
Der Alkoholkonsum hat sich seit 1950 um mehr als die Hälfte auf 169,5 Liter pro Kopf und Jahr erhöht. Den größten Anteil am Konsum hat Bier mit über 140 Litern. Der Weinkonsum ist in den letzten zehn Jahren um beachtliche 243,4 Prozent auf rund 20 Liter pro Kopf gestiegen. Bei Bier betrug der Anstieg 44 Prozent. Der Spitzenwert des Gesamtalkoholkonsums lag zwischen 1995 und 2008 bei 180 Litern pro Person und Jahr.
Dagegen haben die Statistiker einen deutlichen Rückgang des Verbrauchs von beispielsweise Brot, Milch und Kartoffeln festgestellt. Während 1950 jeder tschechische Einwohner im Durchschnitt mehr als 87 Kilogramm Brot pro Jahr verzehrte, waren es 2022 nur noch etwa 39 Kilogramm. Auch der Verbrauch von Milch ging in diesem Zeitraum um fast zwei Drittel auf 59,5 Kilogramm pro Jahr zurück. Gleichzeitig ist der Verbrauch von Käse, Hüttenkäse oder Joghurt in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches gestiegen. Auch der Kartoffelkonsum ist deutlich zurückgegangen. Von 1950 bis 2022 hat er sich mehr als halbiert, von 145,9 Kilogramm pro Jahr auf 69,2 Kilogramm.
Das tschechische Statistikamt berichten in seiner März-Ausgabe auch, dass Preise für Gemüse und Backwaren in den letzten zehn Jahren in der Tschechischen Republik stark gestiegen sind. Der Preis für Zwiebeln hat sich zwischen Januar 2014 und dem ersten Kalendermonat Januar dieses Jahres verdoppelt. Dagegen ist der Preis für haltbare Milch oder Zucker gesunken.
Die Preise der einzelnen Produkte schwankten im Zehnjahreszeitraum. So stiegen beispielsweise die Preise für Backwaren zwischen 2010 und 2011 und dann zwischen 2021 und 2022 stark an, ansonsten blieben sie relativ stabil, so das Statistikamt in der Zeitschrift.