Denkmal im ständigen Wandel

Der Strom der Geschichte nimmt oft unerwartete Verläufe und mit ihnen ist auch die Denkmalskultur ebenso unerwarteten Veränderungen ausgesetzt. Richtig anschaulich kann man das am Fall des Denkmals für die drei Widerstände (Památník Tří odbojů) am náměstí Generála Kutlvašra (General Kutlvašr Platz) im Stadtteil Nusle (Prag 4) studieren.

Es fängt schon damit an, dass der Platz, der den Namen des Generals trägt, der im Mai 1945 den Prager Aufstand (siehe u.a. auch hier und hier) gegen die Nazis organisiert hatte, noch bis 1997 Platz der Pariser Kommune (náměstí Pařížské komuny) hieß, weil die bis 1989 regierenden Kommunisten den mutigen General zu bürgerlich fanden. Wie dem auch sei: Das Denkmal wurde eigentlich 1927 errichtet, um den Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu gedenken – vor allem den Legionären, die mit den Alliierten gegen die Habsburger und für die Unabhängigkeit gekämpft hatten. Damals hieß der Platz noch Jiráskovy sady (Jirásek Platz, nach dem Nationalhistoriker Alois Jirásek benannt).

In den 1980er Jahren fanden die Kommunisten, den Gefallenen des Ersten Weltkrieg und vor allem den – ebenfalls zu bürgerlichen – Legionären sei nun genug Gedenken zuteil geworden. Die dazugehörige Statue war bereits in den 1950er Jahren zerstört worden und nun wurde das Denkmal in eines zum Jubel über die „Befreiung“ durch die Rote Armee 1945 umgewandelt, ein Ereignis, dass viele Bürger eher ungut in Erinnerung hatten, weil es schließlich eine neuerliche, Jahrzehnte währende kommunistische Diktatur einläutete. Kurz: Man entfernte die Inschriften und nun standen dort Rotarmisten in Bronze, die Maschinenpistolen in den Händen hielten. Rundum war das Ganze mit Zitaten von Lenin gespickt.

1989 kam die Samtene Revolution und damit das Ende des Kommunismus. Schon Anfang 1990 waren die Rotarmisten und die Leninsprüche verschwunden. Aber es dauerte noch bis 1997, um eine Alternative zu schaffen. Die Architekten František Novotný und Jaroslav Suchan modifizierten das Denkmal noch einmal. Die Grundstruktur mit einem an den Hang gelehnten Brunnen blieb erhalten. Dafür prangt nun eine Inschrift mit den historischen Daten 1914 – 1918, 1939 – 1945, 1948 – 1989 daran. Die sollen daran erinnern, dass man sich zuerst gegen die Habsburgerherrschaft, dann gegen die Nazis, dann (besonders lange) gegen die Kommunisten auflehnen musste.

Möglicherweise, weil der Widerstand von 1914-18 etwas später (erste Verhaftungen erfolgten 1915; die Unabhängigkeit von Habsburg wurde als Thema erst 1917 einigermaßen aktuell) einsetzte, wird das Denkmal ab und zu auch nur Denkmal für drei Perioden der Unterdrückung der tschechischen Nation (Pomník tří období útlaku národa českého) genannt. Um entscheidende Epochen der Geschichte des Landes handelt es sich allemal. Da es über dem Platz thront und eine hübsche Aussicht erlaubt, kann man sich auf dem Denkmal mit seinen Bänken am plätschernden Wasser an Sonnentagen auch einmal ein wenig Ruhe gönnen, um über die ungeraden Verläufe der Geschichte nachzudenken. (DD)

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