Der Ente sei Ruhm

Dass man in Prag auch Kulturdenkmäler bewundern kann (etwa hier), die irgendwie die Ente hoch in Ehren halten, kann man als Donaldist und Mitglied des Klubs der M.i.l.l.i.a.r.d.ä.r.e. nur gutheißen. Dieses Hausschild mit gleich drei Enten befindet sich auf der Fassade des passend so genannten Hauses zu den Drei Wilden Enten (dům U Tří divokých kachen) in der Husova 226/17 in der Altstadt.

Die Geschichte des Hauses lässt sich bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen, als in einem Stadtbuch von Magistrat ein Besitzerwechsel eingetragen wurde. Tatsächlich ist das starke Gemäuer des Erdgeschosses im Kern noch mittelalterlichen Ursprung. Der Poller des Eckhauses hat die Form eines Kelches. Poller, auch Radabweiser oder Preller genannt, sollten in den engen Gassen der Altstadt die Hausfassaden vor Beschädigungen durch die Räder von Fuhrwerken schützen (so etwas hatten wir bereits hier vorgestellt). Der Kelch war das Symbol der Hussiten, die ja Anfang des 15. Jahrhunderts ihren Aufschwung nahmen. Aber ob da ein Zusammenhang zwischen Haus und Hussitentum besteht, ist Spekuation. Zur Beantwortung der Frage, warum das Haus nach Enten benannt ist, trägt dies auch nichts bei, zumal der Kelch ja für Cineasten eher mit dem Elch in Verbindung gebracht wird.

Die drei Enten (möglicherweise böhmische Vorfahren von Tick, Trick und Track, natürlich nicht in direkter, sondern onkeliger Linie), von denen zwei auf dem Wasser schwimmen und eine darüber fliegt, sind auch eindeutig ein Werk des Barocks. Irgendwann um das Jahr 1728 wurde das mittelalterliche Haus nämlich in diesem Stil rundum erneuert. Dabei wurde auch das Hausschild mit den Enten angebracht, das in einer sehr schnörkeligen, eben typisch barocken Kartusche eingefasst ist. Solche Hausschilder dienten in den Zeiten als es noch keine Hausnummern gab (d.h. vor 1770), der Erkennung von Häusern. Oft beschrieben sie das Gewerbe, das im Haus betrieben wurde (als eine Art Werbung), wie zum Beispiel hier. Aber das musste nicht so sein. Was die Enten bedeuteten, bleibt somit zunächst im Dunkeln. Aber als auffälliges Erkennungszeichen taugen sie gewiss!

Neben der Kartusche ist von außen sichtbar noch der Torbogen des Haupteingangs im barocken Stil gehalten. Das Jahr des Barockumbaus – 1728 – ist auf dem Schlussstein dokumentiert. Das war aber nich die letzte Bauphase. Der Sims über dem ersten Stock und die strenge Gestaltung der Fenster weisen auf eine Fassadenrenaovation zu Beginn des 19. Jahrhunderts hin, denn sie sind eindeutig klassizistisch im Stil.

Natürlich gab es vor allem innen auch später noch Umbauten bzw. Modernisierungen, die von außen nicht so sichtbar sind. Heute wird im Erdgeschoss des bisweil auf U tří kačerů (Bei den Drei Enten) genannten Hauses eine Galerie mit kleinem Laden betrieben.

Aber das wichtigste an diesem Haus ist am Ende doch, dass der Ente gegeben wurde, was der Ente ist: Ein Stück ewiger Ruhm inmitten der Altstadt. (DD)

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