Der Gasthausbesitzer als frommer Spender

Sie ist ein schönes Exemplar einer typischen böhmischen Dorfkirche im Stile des Barock: Die Kirche der Verkündigung des Herrn (Kostel Zvěstování Páně) im kleinen Ort Úvaly – etwa 15 Kilometer von der Innenstadt Prags entfernt.

Sie liegt direkt am schönen grünen Ufer des kleinen Flusses Výmola, der von hier träge zur Elbe fließt. Dahinter liegt der Ortskern von Úvaly. Die erste urkundliche Erwähnung, dass der Ort eine Pfarre hatte, findet man für das Jahr 1359. Erstmals direkt erwähnt wird sie dann 1385. Es dürfte sich dabei um ein gotisches Gebäude gehandelt haben. Anfang des 15. Jahrhunderts diente sie wohl gemäßigten Hussiten, den Utraquisten, als Gotteshaus. Mit der Niederlage der Protestanten bei der Schlacht am Weißen Berg gegen die katholischen Habsburger im Jahre 1620 wurde die Kirche allerdings wieder das, was sie seither ist: eine katholische Gemeindekirche.

Und zu dieser Zeit begann das, was man Gegenreformation nennt, und was sich in der Architektur bei Kirchen meist in üppigem Barock niederschlug. Und so wurde die gotische Kirche in eine barocke umgewandelt, was 1724 abgeschlossen war. Auch spätere Renovierungen – etwa in den 1920er und in den 1970er Jahren – haben daran nichts geändert.

Auf dem Rasen vor der Kirche steht eine auf einem Sockel befindliche Statue des Heiligen Nepomuk, dessen Kult als „Nationalheiliger“ in Böhmen auch eng mit der Gegenreformation verbunden ist. Nepomuk ist, weil er 1393 den Märtyrertod fand als er die Karlsbrücke hinuntergeworfen wurde, der Parton der Brücken. Möglicherweise entstand die Statue schon im Jahr 1701 und war wohl das Werk des berühmten Bildhauers Johann Brokoff, der schon 1683 die Nepomukstatue auf der Prager Karlsbrücke erschaffen hatte. Beide Statuen wurden somit vor der Heiligsprechung des als Patron der Brücken im Jahre 1729 aufgestellt – ein Indiz dafür, dass damals der Nepomuk-Kult bereits erkennbar in der Luft lag.

Brokoff war nicht der einzige prominente Bildhauer aus Prag, der hier wirkte. Úvaly liegt eben doch schon im Einzugsbereich von Prag. Das erkennt man am Inneren, das von einem wunderschönen hölzernen Hauptaltar geprägt ist. An den Seiten des Altarbildes stehen die Statuen des Heiligen Joachim und des Heiligen Josef. Sie stammen beide als der Schule des Bildhauers Matthias Bernhard Braun, der – wie Brokoff – ebenfalls zahlreiche Statuen auf der Karlsbrücke geschaffen hatte, etwa von der Heiligen Ludmilla. Entstanden sind die beiden Skulpturen um 1720.

Das Altarbild selbst, das sich zwischen zwei typisch barocken gedrehten Säulen befindet, zeigt die Verkündigung des Herrn (Annuntio) nach dem Lukas-Evangelium 1,26ff. Die biblische Szene gab der Kirche den namen und ist deshalb hier an so prominenter Stelle. Auf der Rückseite des Altars soll sich eine Inschrift befinden, die besagt, dass der Altar mit Gemälde 1720 vom damaligen Gemeindevorsteher Úvalys, Jiří Doubrava, gespendet worden war. Der war nicht nur ein frommer Spender, sondern betrieb damals auch die örtliche Gaststätte U Bílého lva (Zum Weißen Löwen), in der sich heute noch ein Hotel befindet. (DD)

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