Die Preistricks bei Lebensmitteln

Die Lebensmittelpreise in Tschechien sind angeblich wieder stabil. Doch in Wahrheit liegen sie noch immer über denen aus der Zeit vor Corona. EU-weit ist Tschechien damit am schlechtesten dran.

Ehemalige DDR-Bürger werden sich daran erinnern, dass ihnen die Ost-Berliner „Partei- und Staatsführung“ in den Medien mit einem Warenkorb-Vergleich immer mal wieder zu erklären versuchte, wie gut es ihnen gehe und dass ihre allgemeine schlechte Laune völlig unbegründet sei. Dazu wurden beispielsweise Vergleiche mit „nichtsozialistischen Ländern“ der schwächeren Sorte wie Portugal bemüht.

Diese Vergleiche fielen für die DDR insgesamt ganz ordentlich aus. Zumal Lebensmittel in der DDR durch den Staat massiv subventioniert, mit anderen Worten die Preise unverhältnismäßig niedrig gehalten wurden. Das Problem der Partei- und Staatsführung war, dass die DDR-Bürger nicht mit dem Angebot der Portugiesen vergleichen wollten. Für sie war nur ein Vergleich wichtig – der mit dem Angebot für die Menschen im anderen Teil Deutschlands, „im Westen“. Diesen öffentlichen Vergleich vermieden die Chefideologen in Ost-Berlin lieber. Freilich wussten die Ostdeutschen auch so ziemlich genau, dass sie vom Angebot und von realen Preisen her hinter dem Mond lebten. Sie brauchten dafür keine Vergleiche von Warenkörben.

Absurde Vergleiche

Ein bisschen könnten sich die Tschechen derzeit so vorkommen wie die DDR-Bürger zu alten Zeiten. Ihnen wird derzeit ständig eingeredet, dass sich die Preise, vor allem bei Lebensmitteln, nach der schweren Inflation von bis zu 33 Prozent „endlich stabilisiert“ hätten. Dazu werden Vergleiche herangezogen, die das belegen sollen. Vergleiche etwa zwischen der zweiten Dezember-Woche des vergangenen Jahres mit der zweiten Januarwoche 2024. In der Tat sind dort die Preise für alle ausgewählten Produkte im neuen Jahr gesunken: Sowohl für Schweineschulter, Milch, Edamer Käse, Eier, Butter, Weizengebäck und Zucker.

„Hurra!“ könnten man da rufen. Es geht endlich abwärts mit den Preisen! Doch Moment: Der Vergleich vom Januar 2024 zum Dezember 2023 ist völlig absurd. Denn: Mit Beginn des neuen Jahres ist eine grundlegende Veränderung bei der tschechischen Mehrwertsteuer in Kraft getreten. Bisher galten in Tschechien drei verschiedene Mehrwertsteuersätze für verschiedene Kategorien von Waren. Seit dem 1. Januar gibt es nur noch zwei Mehrwertsteuersätze. Der Basis-Mehrwertsteuersatz von 21 Prozent blieb dabei bestehen und statt der bisher zwei ermäßigten Mehrwertsteuersätze von zehn und 15 Prozent gibt es nur noch einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz von zwölf Prozent.

„Die gesunkenen Preise werden den Leuten als Erfolg staatlicher Eingriffe nur vorgegaukelt.“

Die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel (außer auf Getränke) sank zum Jahreswechsel 2023/2024 von 15 auf zwölf Prozent. Logisch, dass sich damit auch die Preise der meisten Waren in den Supermärkten und kleinen Läden nach unten bewegt haben. Mit einem Rückgang der Inflation oder einer folgerichtigen Preissenkung darauf durch die Händler hat das also überhaupt nichts zu tun. Die gesunkenen Preise werden den Leuten als Erfolg staatlicher Eingriffe nur vorgegaukelt.

Zieht man den Vergleich zu 2020 heran, also die Zeit vor der Corona-Pandemie, dann zeigt sich das wahre Bild. Nur Butter hält da den Vergleich stand, ist heute einen Tick billiger als damals. Alles andere ist heute nach wie vor teurer: Solche Preisvergleiche sieht man jedoch nur selten. Sie sind selbstverständlich auch kein Ruhmesblatt, bezeugen sie doch vielmehr, dass Tschechien damit EU-weit am schlechtesten dasteht.

Zurück in den Sozialismus?

Freilich hat man hierzulande gelernt, mit der Realität umzugehen. Wenn man die Kundenbegeisterung daran misst, wie intensiv der Griff in die Supermarktregale ausfällt, dann hat sich an der düsteren Stimmung der vergangenen Jahre nichts geändert. Gerade bei Lebensmitteln wird gespart, wie es irgendwie geht. An der düsteren Stimmung der vergangenen Jahre hat sich nichts geändert.

Der Rückgang des Konsums wiederum behindert den Aufschwung der Wirtschaft. Zuerst wurden aufgrund der Pandemie Geschäfte geschlossen, dann stiegen die Preise in einer Weise wie seit 30 Jahren nicht mehr, die Unsicherheit stieg und plötzlich will niemand mehr Geld ausgeben. Ob das in diesem Jahr anders wird, muss abgewartet werden. Es gibt auch Experten, die sagen, die Inflation habe das Vertrauen der Verbraucher in die Marktwirtschaft an sich erschüttert: „Es häufen sich Stimmen, dass der Staat direkt die Preise festlegen müsse. Dann wären wir allerdings auf direktem Weg zurück in den Sozialismus.“

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