- Hans Weber
- December 18, 2024
Erstmals erfolgreiche Seeadlerbrut im Nationalpark Thayatal-Podyjí
Bereits am Beginn der 90er Jahren konnten die ersten Seeadler als Wintergast im Thayatal beobachtet werden
Ab sofort darf der Seeadler als Brutvogel im grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyjí gelistet werden. In den letzten Jahren häuften sich im Frühling und Sommer bereits die Beobachtungen. 2024 hat es nun mit einer erfolgreichen Brut in den naturnahen Wäldern des Nationalparks geklappt. Zwei junge Seeadler sind herangewachsen und erkunden nun bei ihren ersten Ausflügen die Tallandschaft der Thaya.
In der Vergangenheit hat der Seeadler bereits in Tschechien gelebt, besonders in Mähren bis in die 1920er Jahre. In Österreich galt er lange Zeit als ausgestorben, seit etwa 30 Jahren breitet er sich aber wieder aus. In Tschechien tauchte der Adler für viele Jahrzehnte, wenn überhaupt, nur im Winter auf. Aufgrund des Anstiegs der Population in den Nachbarländern, insbesondere in Österreich, und durch gezielte Ansiedlungsversuche begann der Seeadler ab den 1980er Jahren auch wieder in Tschechien zu brüten.
Seit über 20 Jahren steht der Nationalpark Thayatal für eine wilde und immer ursprünglich werdende Natur. Hier im grenzüberschreitenden Schutzgebiet an der Thaya greift der Mensch nicht ein, die Natur darf sich frei und ungestört entwickeln. Zahlreiche seltene Arten wie die Wildkatze, der Schwarzstorch, der Fischotter, der Edelkrebs oder das Hohe Perlgras finden hier einen geschützten Lebensraum. Auch der Mensch ist willkommen. Grenzüberschreitende Wanderwege laden ein zu Erholung und eindrucksvollen Naturerfahrungen.
Bereits am Beginn der 90er Jahren konnten die ersten Seeadler als Wintergast im Thayatal beobachtet werden. Seither überwintern sie regelmäßig am österreichisch-tschechischen Grenzfluss, das Thayatal hat sich zu einem bedeutsamen Lebensraum für die Winteraufenthalte von Seeadlern und Kaiseradlern entwickelt. Durch den Schwallbetrieb des tschechischen Kraftwerks Vranov/Frain friert die Thaya nie ganz zu, was zahlreiche Enten, Schwäne, Kormorane und Graureiher anzieht. Sie halten sich an den offen gebliebenen Wasserflächen auf, was auch den Seeadlern zugutekommt, denn neben Fischen erbeuten diese hauptsächlich Wasservögel.
Im Jahr 1999 ließen sich die imposanten Greifvögel erstmals auch im Sommer im Thayatal blicken. 2013 gelang schließlich der erste erfolgreiche Brutnachweis eines Seeadler-Pärchens in einer Nachbargemeinde von Hardegg. In der letzten Zeit häuften sich die Sichtung in der Brutzeit, die Nationalparkmitarbeiter hielten daher gezielt nach einem Seeadlerhorst Ausschau.
Noch kümmern sich die Eltern um die Flugneulinge und versorgen sie mit Futter. Spätestens im Herbst aber verlassen die Jungen das Revier der Eltern und gehen dann auch in weit entfernten Gebieten auf Nahrungssuche. Frühestens in vier Jahren, sobald sie geschlechtsreif sind, etablieren sie ihr eigenes Revier, häufig im Umkreis jenes Gebietes, in dem sie aufgewachsen sind.
Charakteristisch für den größten heimischen Greifvogel sind vor allem der massive gelbe Schnabel und die weißen Schwanzfedern. Während ein ausgewachsenes Seeadler-Weibchen fast sieben Kilogramm schwer wird und eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern erreicht, bringen es Männchen auf fünf Kilogramm und 2,1 Meter Flügelspannweite. Bei der Jungenaufzucht ist das von Vorteil. Die kleineren Männchen sind nämlich wendiger und schaffen es dadurch, mehr Beute zu fangen. Das ist vor allem in den ersten Wochen nach dem Schlupf der Jungvögel wichtig, wenn nur das Männchen auf die Jagd geht und das Weibchen bei den Jungen am Horst bleibt.
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