Frosch bei der alten Pfütze

Seit dem späten 14. Jahrhundert stand hier schon ein Wohnhaus, dass 1428 erstmals in einer Urkunde als das Haus zum Grünen Frosch (dům U Zelené žáby) erwähnt wird. Seither hat sich das Gebäude in der U radnice 13/8 inmitten der Altstadt baulich des öfteren verändert, aber eines ist geblieben: Der namensgebende, recht putzige grüne Frosch über dem Eingang.

Wie kam man im damaligen Mittelalter darauf, diesen Frosch zum steinernen Hausmaskottchen zu machen? Vermutlich wegen der Lärmbelästigung, mutmaßen manche Kenner. Denn im Mittelalter war Prag keine so saubere Stadt mit gepflasterten Straßen wie heute. Und so sah man sich bei einer Spaziergang durch die Altstadt schon mit Schlaglöchern und Pfützen konfrontiert, die manchmal – denn die großen Uferdämme gibt es ja erst seit dem 19. Jahrhundert – von Hochwassern gefüllt wurden. Eine davon, die sich in der Nähes des Froschhauses befand, war wohl schon eine etwas größere, mit Wasser gefüllte Senke, die man passend Na Louži nannte. Und Louže ist das tschechische Wort für Pfütze. Eine in der Nähe befindliche, 1791 abgerissene Kirche hieß entsprechend auch Kostel Panny Marie Na louži – Liebfrauenkirche auf der Pfütze. Dort sollen sich Frösche angesiedelt haben, die gerne mal nachts quakenden Lärm verbreiteten. Die Bewohner des Hauses schienen den Klang der Frösche nicht mehr aus den Ohren zu bekommen und fanden irgendwann, dass der grüne Frosch das einzig passende Emblem des Hauses sein könne. Ob das wirklich so war, dürfte sich schwer beweisen lassen, aber eine lustige und zugleich plausible Geschichte ist es allemal.

Denn: Damals hatten fast alle Häuser in Prag ein sogenanntes Hausschild. In einer Zeit, da es noch keine Orientierung gebenden Hausnummern gab (über dieses Thema berichteten wir bereits hier), dienten diese Hausschilder als Identifizierungsmerkmal von Häusern. Dabei wiesen sie oft auf das Handwerk hin, das im Hause betrieben wurde, aber manchmal waren sie auch schlichtweg Ausdruck von Originalität. Einfache Versionen bestanden nur aus bemalten Holztafeln, wer was auf sich hielt, setzte sich das gewählte Zeichen aus Stuck oder Stein über die Haustür. So wie den aus Stein gemeißelten Frosch hier.

Der ist außen das einzig verbliebene Relikt der spätgotischen Bauphase, obwohl drinnen Teile der Gemäuer in Keller und Erdgeschoss noch original mittelalterlich sind. Das Haus wurde im 17. Jahrhundert im Stil der Spätrenaissance grundlegend umgebaut. Dabei wurde ein drittes Stockwerk aufgesetzt. Das außen einzige sichtbare Relikt ist die grob rustizierte Einfassung des Eingangsportals unterhalb des grünen Frosches Dort kann man noch die Jahreszahl des Umbaus entziffern, nämlich 1654.

Der nächste große Umbau, der aber Portal und Frosch beließ, kam 1810, als es von dem Architekten Heinrich Hausknecht (wir erwähnten ihn bereits hier) in ein klassizistisches Gebäude verwandelt wurde – was damals der Modestil war. Die große Pfütze war zu diesem Zeitpunkt wohl schon verschwunden, was der ja ansonsten recht amphibische Frosch mit Fassung ertrug. Äußerlich hat das Haus die klassizistische Form bis heute bewahrt. In den Zeiten des Kommunismus litt es, wie üblich, unter Vernachlässigung, deren Ende erst längere Zeit nach 1989 kam. Die Privatisierung gelang nämlich erst 1998 und mit ihr kam die allfällige Generalsanierung. Heute befindet sich im Erdgeschoss das brasilianische Spezialitätenrestaurant Brasileiro U Zelené žáby.

Das passt – rein historisch betrachtet. Denn eigentlich war hier seit Anbeginn immer irgendeine Gaststätte ansässig. Im Mittelalter soll sich sogar König Wenzel IV. hier, als gemeiner Bürger verkleidet, herumgetrieben haben, was er wohl der Legende nach auch andernort (wir berichten hier) öfters getan haben soll. Und Jan Mydlář, der Henker, der 1621 die Rädelsführer des Ständeaufstandes hinrichtete, soll hier auch ein und aus gegangen sein – so berichten wohl letztlich aber unbeweisbare Legenden. Heute lockt der Ort wohl eher weniger prominente Touristen an. Man kann dort auch übernachten, denn das nebenan (auf dem linken Bild sieht man es links) angesiedelte Haus zu den Drei Trommeln (dům U Tří bubnů) beherbergt ein Hotel gleichen Namens. Offensichtlich sind die oberen Stockwerke zusammengelegt, sodass sich ein Hotel über zwei Gebäude erstreckt. Deshalb befindet sich jetzt über dem Frosch die große Inschrift Hotel U Tří Bubnů, die total vergessen macht, dass das hier eigentlich doch das Haus zum Grünen Frosch steht. Aber der kleine Quaker hat schon ganz andere Dinge überstanden und wird es heiter mit Fassung tragen. (DD)

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