- Hans Weber
- November 1, 2024
Gedenkstätte zum NS Völkermord an den Sinti und Roma in Lety u Písku eröffnet
Nach jahrzehntelangen Bemühungen ist die Gedenkstätte für die Opfer des NS Völkermords eingeweiht worden
Am Dienstag ist in Tschechien unter der Teilnahme von Spitzenpolitikern die neue Gedenkstätte zum Völkermord an den Sinti und Roma eröffnet worden. Sie befindet sich im südböhmischen Lety u Písku, auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers für Roma aus dem Zweiten Weltkrieg.
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht im neuen Holocaust-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety u Písku, das unter tschechischer Verwaltung stand, einen wichtigen Ort der Erinnerung an den Holocaust an 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa. Dieses Konzentrationslager bestand zwischen 1940 und 1945 im von den Deutschen besetzten „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Dort wurden überwiegend Roma inhaftiert. Hunderte Häftlinge starben aufgrund der Lagerbedingungen, über 1000 wurden von Lety in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Foto: Muzeum romské kultury, státní příspěvková organizace
„Erst am 17. März 1982 hat die Bundesrepublik Deutschland den Holocaust an den europäischen Sinti und Roma als Völkermord anerkannt. Auch in der Tschechischen Republik wurde die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen an unserer Minderheit über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Daher ist das neue Dokumentationszentrum in Lety ein wichtiges Zeichen der historischen Bewusstseinsbildung, dass Holocaust auch die Ermordung von 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa bedeutet,“ sagte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.
Der Weg zur Gedenkstätte war schwierig. Nach dem Krieg wurde auf dem Gelände ein Schweinemast-Betrieb errichtet. Erst nach jahrzehntelangen Protesten von Roma-Vertretern und Menschenrechtsaktivisten erwarb der Staat 2018 das Grundstück, um dort die neue Gedenkstätte zu errichten. Die Gestaltung übernahm das Museum der Roma-Kultur Brünn.
Foto: Muzeum romské kultury, státní příspěvková organizace
„Die heutige Eröffnung ist zuerst der Verdienst des tschechischen Komitees für die Entschädigung des Roma-Holocaust und von Cenek Ruzicka, der sich jahrelang für die Erinnerung an den Holocaust an unserer Minderheit und eine Gedenkstätte in Lety u Pisku eingesetzt hat,“ so Romani Rose.
Bei der Erarbeitung der Geschichte des Erinnerungsortes habe das Museum für Romakultur in Brno gut mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma zusammengearbeitet. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma plane nun außerdem vertiefte Gespräch mit der tschechischen Regierung über die Situation der Minderheit. „Angesichts der stärker werdenden historischen Bewusstseinsbildung über den Holocaust können wir nicht ignorieren, dass Roma in Tschechien weiter unter Bedingungen leben, die nur als Apartheid beschrieben werden können“, so Rose abschließend.
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