„Ich möchte mich nicht länger verstecken“

Der Tscheche Jakub Jankto ist der erste Fußball-Nationalspieler, der sich als homosexuell outet. Dafür bekommt er auch aus Deutschland Lob und Unterstützung. Die Reaktion der FIFA sorgt für Kritik.

Mehr als vier Millionen Menschen haben sein Video allein auf seiner Instagram-Seite am Dienstagmorgen bereits gesehen. Es ist nur 45 Sekunden lang, der Hintergrund schwarz, im Mittelpunkt: Jakub Jantko, 27 Jahre alt, tschechischer Fußball-Nationalspieler. Am Montagnachmittag hat Jantko in den sozialen Netzwerken öffentlich gemacht, was im internationalen Fußball-Business noch immer eine Ausnahme ist: Er hat sich als homosexuell geoutet.

„Wie jeder andere auch möchte ich mein Leben in Freiheit leben. Ohne Ängste. Ohne Vorurteile. Ohne Gewalt. Aber mit Liebe. Ich bin homosexuell – und ich möchte mich nicht länger verstecken“, sagt Jantko in dem Video, für das er inzwischen sehr viel Respekt erhalten hat. „Was für ein Spieler! Was für eine Persönlichkeit!“, schrieb etwa Thomas Hitzlsperger, der 2014, nach dem Ende seiner Profikarriere, als erster prominenter deutscher Fußballspieler seine Homosexualität öffentlich gemacht hat.

„Lebe dein Leben, Jakub“

Jantko ist erst der dritte aktive Fußballspieler, der diesen Schritt gewagt hat – und er ist der erste Nationalspieler. 2021 hatte der Mittelfeldspieler Josh Cavallo, der in der australischen A-League spielt, sein Coming-out gegeben, ein Jahr später folgte der englische Stürmer Jake Daniels, der in der Jugend für den FC Blackpool aufläuft. Jantko lief bisher 45 Mal für die tschechische Nationalmannschaft auf und zählte zum Kader bei der Europameisterschaft 2021.

Der Mittelfeldspieler stammt aus der Jugend von Slavia Prag, wechselte bereits mit 18 Jahren zu Udinese Calcio, spielte später bei Sampdoria Genua und dem FC Getafe in Spanien. Insgesamt lief er 155 Mal in der Serie A auf, erzielte 17 Tore und gab 17 Vorlagen. In Spanien kommt er bisher auf 14 Einsätze in der höchsten Liga. Seit dem vergangenen Sommer ist er zu Sparta Prag verliehen. Der tschechische Klub reagierte auf Twitter: „Du hast unsere Unterstützung. Lebe dein Leben, Jakub.“

Auch aus der Bundesliga gab es Reaktionen. So sagte Julian Nagelsmann, der Trainer des FC Bayern München: „Das tut der Gesellschaft gut. Ich glaube, das kann eine extreme Belastung sein, sich nicht outen zu können. Es sollte Normalität werden. Der Fußball ist bunt. Ich freue mich, dass er es gemacht hat.“ Borussia Dortmund schrieb auf Twitter: „Respekt und Danke, Jakub! Fußball ist für alle da.“ Dazu setzte der Klub eine Regenbogen-Fahne.

Tschechien hatte sich nicht für die WM qualifiziert. Das Team war im Halbfinale der Play-offs knapp an Schweden gescheitert und verlor erst nach der Verlängerung 0:1 durch ein Tor in der 110. Spielminute. Jantko stand in dieser Partie in der Startformation.

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