- Hans Weber
- November 1, 2024
Landscape Festival: Ein Labor für urbane Erneuerungen
Wie kann man Brachflächen wiederbeleben und in Orte eines kulturellen und sozialen Zentrums umwandeln? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Landscape-Festivals, das von Mitte Juni bis Ende September in Prag stattfindet.
Auf dem funktionalistischen Gebäudekomplex des einstigen Güterbahnhofs im Prager Stadteil Žižkov findet man die Retrospektivblase aus dem Architektur-Studio MÓD. Es ist eine angenehme Sitzecke, mit Metallklappstühlen und Tischen, eingerahmt durch schlichte Holzlatten. In der Nad Kapličkou befindet sich ein riesengroßer Betonsessel des Bildhauers Zdeněk Ruffer, der zum Entspannen nach einem anstrengenden Tag einlädt. Für Sportfans steht etwas versteckt in einem Hinterhof in Žižkov ein zwölf Meter langer Schwebebalken des Holzunternehmens Kloboucká lesní. Auf einem stillgelegten Gleisbett in der Nähe des Güterbahnhofs Žižkov lässt sich wiederum ein kunterbunter Abfallball finden. Ein Werk von Tomáš Zoltár, der damit auf die ökologische Problematik heutzutage hinweist.
Es sind nur einige von mehreren Architekturinterventionen und Kunstinstallationen im öffentlichen Raum, die im Rahmen des diesjährigen Landescape-Festivals das Prager Stadtteildreieck zwischen Florenc, Žižkov und Malešice beleben. Das Zentrum des Festivals befindet sich auch dieses Mal auf dem Güterbahnhof Žižkov. Das diesjährige Festivalmotto lautet: „Der Weg aus der Stadt hinaus“.
Eine breite Öffentlichkeit wird zusammengebracht
Hinter dem Grundgedanken des Festivals steht der Prozess des „taktischen Urbanismus“. Dabei geht es um die vorübergehende Veränderung der städtischen Umwelt, um diese für die lokale Nachbarschaft zu verbessern. Die temporäre Nutzung spielt bei der zukünftigen Gestaltung des öffentlichen Raums eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit Architekten, Stadtplanern, Künstlern und Landschaftsgestaltern wird auch die breite Öffentlichkeit einbezogen. „So kann ein informelles, urbanes Laboratorium entstehen, in dem der Erfolg verschiedener Nutzungen erprobt wird und Stadtplanung, Kunst, Aktivistengruppen sowie die breite Öffentlichkeit zusammenkommen. Darüber hinaus bieten wir die Möglichkeit, die einzigartige Prager Wildnis auf unkonventionelle Weise zu entdecken“, erklärt Dan Merta, Gründer des Landscape-Festivals. Als Beispiel erwähnt er die Holztreppe des Ponec-Theaters, entworfen vom Archwerk Studio, die seit 2018 dank des Festivals ihrem Zweck dient.
Ein Festival, das in die Zukunft denkt
Das Festivalprogramm umfasst auch mehrere thematische Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen zum Thema grüner Urbanismus und Kunst im öffentlichen Raum. „Wir unterstützen dieses Ereignis, weil es eine Diskussion über die Zukunft des öffentlichen Raums anstößt. Das Festival verweilt nicht in der Vergangenheit und verharrt auch nicht in der Gegenwart, sondern setzt sich mit der zukünftigen Gestaltung der einzelnen Orte auseinander. Deutlich wird dies beispielsweise bei der Umgestaltung des Kulturdenkmals Krenovka oder des Tachov-Platzes, über die das Landscape-Festival schon vor Jahren eine Diskussion eröffnet hat und die nun abgeschlossen ist. Auch über den Vítkov-Berg wurde viel diskutiert. Die erste Etappe der umfangreichen Rekonstruktion ist bereits im Gange“, erklärt Pavel Dobeš, stellvertretender Bürgermeister von Prag 3. Er fügte hinzu, dass er die Entwicklung der Industriebrache des ehemaligen Güterbahnhofs Žižkov als zentrales Thema versteht: „Mein Ziel ist es, dieses Kulturdenkmal in das kulturelle und soziale Herz des zukünftigen Stadtteils zu verwandeln. Wir werden darüber sprechen, wie dieses Zentrum aussehen könnte und warum die Hauptstadt Prag in dieses einzigartige Industriedenkmal investieren sollte.“
Im Rahmen des Festivals findet auch die Ausstellung „Nový Žižkov“ statt, bei der die weltberühmte tschechische Architektin Eva Jiřičná ihr größtes Wohnprojekt, das Nový Žižkov Centre mit seinem einzigartigen Wellenturm, der Öffentlichkeit vorstellt.
Mehr auf www.landscape-festival.cz
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