- Hans Weber
- November 1, 2024
Mühle in Not
Sie steht seit 1958 unter Denkmalschutz. Dafür sieht sie aber recht heruntergekommen aus, wenn nicht gar von völligem Zerfall bedroht: Die Horův vodní mlýn (Hora Wassermühle), direkt am schönen Ausflugsparadies des Prokopské údoli (Prokop Tal) an der Straße V Klukovice 301 im Ortsteil Hlubočepy (Prag 5).
Dabei gäbe es hier sicher viele Wanderer und Ausflügler, die sich gerne eine doch recht stattliche Wassermühle in gutem Zustand anschauen würden. Zumal sie ja eine interessante Geschichte hat. Sie wurde im Jahre 1588 durch Adam II. von Neuhaus (auch Tschechisch: Adam II. von Hradec) erbaut, der immerhin unter Kaiser Rudolf II. zuerst Oberstkanzler von Böhmen und ab 1593 Oberstburggraf war. Paul Albrecht Reichsgraf Michna von Waizenau wurde während des Dreissigjährigen Krieges der neue Besitzer, nachdem er als Anhänger der siegreichen Habsburger durch Konfiskationen von Besitztümern der unterlegenen Seite zu einigem Reichtum gekommen war, und zudem den 1627 Reichgrafentitel verliehen bekam. In dieser Zeit wurde das Gebäude, das zuvor im Stil der Renaissance erbaut wurde, barockisiert (vom ursprünglichen Gebäude sollen angeblich innen einige Sgraffiti erhalten sein). Der schöne einstöckige Vierkanthof, der damals nahe am Dalejský-Bach sein Mühlwasser bezog, hat jedenfalls noch viel vom damaligen Barockatmosphäre erhalten (großen Bild oben)
Und ab 1658 befand sich die Mühle im Besitz des von den Jesuiten errichteten Klementiner Kollegiums (darüber schrieben wir bereits hier). Ab 1680 ist ein Müller namens Hora hier als Betreiber der von den Jesuiten weiterhin als Eigentum geführten Mühle verzeichnet, der zwar nicht so bekannt ist, wie die obengenannten, aber dafür immerhin zum Namensgeber der Mühle wurde. Als die Jesuiten1773 verboten wurden, setzte die sogenannte „Raabisierung“ ein, die ein Teil der Theresianischen Refomen war, benannt nach dem Reformer Franz Anton Ritter von Raab, der den Frondienst mit vererbbarer Miete von Grund ersetzen wollte. Die ehemaligen jesuitischen Gutshöfen in Böhmen kamen dabei naturgemäß als erste an die Reihe.
Es folgten danach etliche Eigentümerwechsel und im Jahre 1879 ein größerer Umbau, der den Barockcharakter etwas zurückdrängte. In den Jahren des Kommunismus wurde die Mühle als solche eingestellt. Das Wasserrad verschwand und 1979 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Ab wann es -wohl irgendwann nach der Samtenen Revolution von 1979 – unbewohnt leerstand, entzieht sich meiner Erkenntnis. Seitdem jedenfalls verfällt das Gebäude zusehend. 2014 wurde es zum Verkauf angeboten, aber es gab wohl keinen Käufer (bei den Restaurationskosten nicht ganz unerwartet). Jedes mal, wenn man vorbeigeht,sieht es schlimmer aus. Immerhin: 2022 begann die Technische Universität Prag (wir berichteten hier) mit der Entwicklung eines Konzepts, wie das Gebäude zu revitalisieren ist, etwa als museale Einrichtung und Kulturzentrum, was wohl mit der Wiederherstellung des Mühlrads einher gehen soll. Aber wann solche Pläne mal realiserte werden, das steht in den Sternen. (DD)
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