- Hans Weber
- November 1, 2024
Neunzig Jahre (Un-)Freiheit aus der Sicht des ersten tschechischen Wolkenkratzers
Das Wahrzeichen des Prager Stadtteils Žižkov, der Dům RADOST (Haus der Freude), feiert dieses Jahr sein neunzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird es ab März möglich sein, die Ausstellung “90 Jahre (Un-)Freiheit mit dem Haus der Freude” zu besuchen, die sich auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts konzentriert. Das Programm bietet interaktive Ausstellungen, Diskussionen mit Veteranen, Vorführungen von Filmen aus dieser Zeit und Führungen durch den Raketenbunker
„Das Haus wurde als erster tschechischer Wolkenkratzer gebaut und diente dann viele Jahrzehnte lang kommunistischen Organisationen. „Im Laufe von 90 Jahren hat dieses Gebäude viele historische Veränderungen miterlebt – von der Ersten Republik über den Umsturz von 1948 und die Besetzung von 1968 bis hin zur Samtenen Revolution. Wir wollen der Öffentlichkeit und vor allem den Schülern seine Geschichte im historischen Kontext näherbringen. Anstelle einer Feier haben wir eine dreimonatige Reihe von Vorträgen, Filmvorführungen und Ausstellungen unter dem Titel 90 Jahre (Un)Freiheit (90 let (ne) svobody s Domem RADOST) vorbereitet. Die Veranstaltung wird die Zeit des Sozialismus und der Normalisierung in der ehemaligen Tschechoslowakei aus einer Perspektive präsentieren, die der Öffentlichkeit nicht allgemein bekannt ist”, erklärt Tomáš Kašpar, Direktor des Dům RADOST und Autor des Projekts.
Die Veranstaltung ist das Ergebnis der professionellen Zusammenarbeit des Dům RADOST mit dem Institut für das Studium totalitärer Regime und dem Museum der Erinnerung an das 20. Jahrhundert, mit Unterstützung der Stadt Pr
Das Programm im Haus der Freude (Dům RADOST) wird vom 6. März bis zum 26. Juni 2024 jeden Mittwoch stattfinden, mit Ausnahme der Feiertage im Mai. An jedem Mittwoch kann man zum Beispiel kostenlos die Ausstellungen “Fußball im Untergrund” oder “Wir sind immer noch im Krieg” besuchen. Letztere stellt die Schicksale von Menschen vor, die an der Front gekämpft haben, Konzentrationslager oder kommunistische Lager durchlaufen haben. Die Ausstellungen sind eine Leihgabe des Institute for the Study of Totalitarian Regimes. Das Programm umfasst außerdem eine Ausstellung des Museums der Erinnerung an das 20. Jahrhundert. Zur Veranschaulichung der Atmosphäre werden in mehreren Räumen des Hauses der Freude Dutzende von Gegenständen aus dieser Zeit ausgestellt. Darüber hinaus wird eine einzigartige Besichtigung des 1934 für 300 Personen gebauten Raketenbunkers angeboten.
Zusätzlich zu den Ausstellungen haben die Organisatoren ein weiteres Programm im Kino Přítomnost vorbereitet. Die Vormittagsveranstaltungen richten sich an Schüler der Grund- und Mittelschulen. Sie können sich auf Vorführungen und anschließende Debatten freuen, an denen beispielsweise der Dissident František Stárek, genannt “Čuňas”, teilnehmen wird. Das Vormittagsprogramm ist für Schulen kostenlos.
Foto: Dům RADOST | Facebook
Am Nachmittag gibt es Klassiker für alle, wie Skřivánci na niti (Lerchen am Faden), Všichni dobří rodáci (Alle guten Landsleute), Žert (Der Scherz) und Občanský průkaz (Der Personalausweis). Neben den Filmen werden wir auch interessante Diskussionen anbieten – zum Beispiel wird die Regisseurin Helena Třeštíková über ihren Dokumentarfilm ‘Pavel Tigrid – Der Europäer’ und über die Dreharbeiten mit diesem außergewöhnlichen tschechischen Politiker und Schriftsteller sprechen”, sagt Tomáš Kašpar. Die Karten für das Nachmittagsprogramm im Kino Přítomnost kosten symbolische 90 CZK
Die Veranstaltungsreihe endet am 21. August mit einer Galavorstellung des neuen Films “Waves” von Jiří Mádl. Es handelt sich um einen Film über den Heroismus der Rundfunkmitarbeiter im Jahr 1968, als der tschechoslowakische Rundfunk dank ihres Einfallsreichtums noch lange nach der Besetzung des Landes durch die Truppen des Warschauer Pakts weiter sendete.
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