Palais – heute Mineralwasserzentrale

Das Wappen des Geschlechts derer von Trauttmansdorff prangt über dem barocken Portal. Nun ja, wir befinden uns ja auch vor dem Trauttmansdorff Palais (Trautmansdorfský palác) in der Husova 159/25, Ecke Mariánské náměstí (Marienplatz) in der Altstadt, ganz in der Nähe wo sich heute das Neue Rathaus, (Nová radnice) befindet (wir berichteten hier).

Der stand hier natürlich nicht immer. Im 14. Jahrhundert waren an dieser Stelle noch mehrere gotische Häuser. In der Zeit der Renaissance wurden die Häuser zu einem Palast mit großem Innenhof zusammengelegt. Es kam der Dreissigjäjrige Krieg und die für die böhmischen Stände katastrophale Niederlage bei der Schlacht  am Weißen Berg (1620), die dazu führte, dass die Sieger der habsburgisch-katholischen Seite sich nun am Eigentum ihrer geschlagenen protestantischen-freiheitsliebenden Gegner gütlich hielten. Maximilian Freiherr von und zu Trauttmansdorff, einer der treuesten Kämpfer für die Habsburger, wurde dafür nicht nur ab 1635 vom Freiherrn zum Reichsgrafen befördert. Als „Beute“ bekam er im Jahr darauf in Prag gleich auch noch zwei Paläste zugeteilt, einen in der Nähe der Burg (und der Macht!) und eben diesen hier mit bester Lage inmitten der Altstadt.

Einer seiner Nachfahren fand den Renaissancebau nicht mehr zeitgemäß und ließ ihn um das Jahr 1700 wahrscheinlich von dem bekannten Architekten Johann Blasius Santini-Aichl (über ihn berichteten wir u.a. hier und hier) im Barockstil umbauen und modernisieren. Aus dieser Zeit stammt auch das schöne, in Stein gemeißelte Familienwappen über dem Eingang. Es folgten im späten 18. und im 19. Jahrhundert etliche Besitzerwechsel. In den Jahren 1840 bis 1842 wurde nach den Plänen des Architekten Alexander Hellmich gründlich renoviert und umgebaut, sodass das Gebäude einen klassizistischen Anstrich bekam. Wie es Ende des 19. Jahrhunderts in Prag häufiger der Fall war, ließ sich das Ganze bald nicht mehr als Palast für eine Familie halten. Das Gebäude wurde unter erheblichen Veränderungen im Inneren zu einem Mietshaus. Diese Art der Nutzung wurde in der Zeit des Kommunismus noch ein wenig unsachgemäßer betrieben.

Es kam das Ende des Kommunismus und eine Privatiserung. Die hatte eine Umwandlung in einen Bürokomplex zur Folge, was wieder größere Veräderungen im Inneren mit sich brachte (etwa Tiefgaragen). 2001 ging der Palast in den Besitz der von dem italienisch-böhmischen Unternehmer Heinrich Mattoni 1864 gegründeten Firma Mattoni. Das ist mit Abstand der größte Hersteller und Verkäufer von Mineralwasser im Lande. Die Nachfahren frönen gerne dem Mäzenatentum und renovierten das Gebäude, in dem nun die Prager Zentrales des Unternehmens und die Italienisch-Tschechische Handels- und Industriekammer residieren, so sachkundig und vorbildlich wie möglich. Im Jahre 2008 ehrte man sich für diese gute Tat mit einer bronzenen Plakette in Tschechisch und Italienisch, die die Rekonstruktion und Renovierung durch die Familie gebührend feiert – natürlich mit dem adlergeschmückten Logo der Firma darüber.

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