- Hans Weber
- November 1, 2024
Schleuse am schönen Moldauufer
Ab 1896 begann man, vermittels eines Systems von Uferbefestigungen, Begradigungen und vor allem durch Stauwerke mit Schleusen die Moldau von der Einmündung in die Elbe bis nach Prag schiffbar zu machen. Mit dem Ausbau des Holešovicer Hafen (Holešovický přístav) zum modernen Frachthafen von Prag (1896-1910) erreichte dieses Projekt seinen krönenden Abschluss.
Auf dem Weg dahin bildete der im Juli 1897 begonnene Bau der Schleuse Klecany (Zdymadlo Klecany), die wir oben im Bild sehen, eine wesentliche Etappe. Die auf Flusskilometer 36,8 liegende Schleuse war die erste des Projekts der Kanalisierung bzw. Schiffbarmachung der Moldau, das mit einem Wasserwerk ausgestattet wurde, das die Umgebung des nördlichen Prags mit frischem Wasser versorgte. Und die Schleuse sollte Schiffen mit einer Tragfähigkeit bis zu 1000 Tonnen die Durchfahrt erlauben. Ein teures Projekt, für das die österreichsiche Reichsregierung in Wien zwei Drittel und das böhmische Parlament in Prag ein Drittel der Finanzierung trug. Ende 1898 war man mit dem Bauen fertig und im Februar 1899 erfolgte die erste Probedurchfahrt.
Nun funktioniert eine typische Moldauschleuse so, dass der Fluss durch eine (manchmal künstliche, manchmal natürliche) Insel geteilt wird. Dadurch kann ein Teil des Flusses gestaut und der andere Teil zur Fahrrinne mit Schleuse umgebaut werden, an deren Ende sich wiederum eine Schleuse befindet. Das ist die Schleuse von Roztoky (der Ort am linken Ufer, während Klecany am rechten Ufer gegenüber liegt), die man im Bild rechts sehen kann. Hier der Plan der Gesamtanlage, die sich über 936 Meter erstreckt. An der Stelle, wo sie sich befindet, war das Gelände in Sachen Inseln eher überverwöhnt, denn es gab gleich zwei, die dann in mühsamer Arbeit zu einer zusammengefasst wurden, die dann als Fahrrinnenbegrenzung diente.
Das Stauwerk wurde im Laufe der Zeiten natürlich immer wieder renoviert und gründlich modernisierte – insbeonders, wenn es Flutschäden oder Unfälle gab. Insbesondere war nach einer Flut 1977 ein zuerst kaum bemerkbarer Schaden entstanden, der nach einer Weile den Zusammenbruch eines Wehrfeldes zur Folge hatte. Also führte man drakonische Neuerungen mit Stahlverstärkung ein, was von einer polnischen staatlichen (nach 1995 privaten) Baufirma namens Budimex durchgeführt wurde. Dadurch wirkt seither alles recht neu und modern. Aber an die Zeit von 1897 erinnern immer noch die beiden im Stil böhmischer Backstein-Renaissance erstellten Gebäude der Schleusenverwaltung bzw. des Schleusenwartes. Da es erhöht und frei steht, wirkt das an der Schleuse von Roztoky besonders dekorativ (Bild oberhalb links).
Das etwas größere, im gleichen Stil gehaltene Haus am Stauwehr von Klecany liegt heute etwas verdeckt von neueren Gebäuden, die im Laufe der Zeit hinzugefügt wurden. Das hat auch etwas damit zu tun, dass die Aufgaben zunahmen. Denn so wurde 1985 zum Beispiel ein kleines Wasserkraftwerk eingerichtet, dass in den Jahren 1999 bis 2001 durch ein neues und modernes mit einer Leistung 0,964 Megawatt ersetzt wurde. Das Gebäude dominiert diesen Teil der Stauwehranlage optisch.
9,37 Meter über dem Normalpegel der Moldau hier stieg das Wasser beim großen Moldauhochwasser von 2022 an. Das war selbst für das verstärkte Wehr ein wenig zu viel. Es gab größere Schäden, aber insgesamt hielt der Damm. Und schon 2003 war wieder alles repariert. Seither ist nichts Dramatisches mehr passiert. Der Abschnitt der Moldau in diesem Abschnitt ist landschaftlich recht hübsch. Der Uferweg lädt daher durchaus zu einem Besuch ein. Außer ein paar Sportbootfans benutzen die Schleuse in der Regel wenig Bootsfahrer. Ihre wirtschaftliche Großbedeutung haben die Schleusenwerke längst verloren. Aber sie beruhigen den Fluss und tragen so zu Gesamtbild der heutigen Moldau bei, das wir so lieben, enorm bei. (DD)
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