Solide Bauweise

Der Stadttteil Troja verfügt über die höchste Dichte von Weinbergen in Prag. Früher waren es sogar mehr, aber einige der historischen Weinberge sind im Laufe der Geschichte verschwunden. Einige davon haben jedoch immer noch Spuren im Stadtbild hinterlassen. So etwa das Gehöft Kazanka (Usedlost Kazanka) in der Trojská 69/112.

Das Weingut hier in diesem Areal wurde wahrscheinlich in der Zeit nach dem Dreissigjährigen Krieg im späten 17. Jahrhundert angelegt. Kern des Ganzen wurde ein barockes Gebäude mit Mansarddach, das als Wohnhaus diente, aber auch eine Kelterei beherbergte, Das Gebäude wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts noch einmal gründlich umgebaut. Dabei wurde um 1740 zentral in einer Nische am ersten Stock eine barocke Statue des Heiligen Wenzel angebracht, die der von dem Bildhauer Johann Georg Bendl gestalteten Statue in der St. Franziskus Kirche in der Altstadt nachempfunden ist, von dem auch die ursprüngliche Reiterstatue des Heiligen auf dem Wenzelsplatz stammt

Kleinere Umbauten gab es noch Ende des 19, Jahunderts, die aber das äußere Erscheinungsbild kaum veränderten. Aber die Zeit des Weinbaus schien sich dem Ende zuzuneigen. Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden die zum Wohnhaus gehörenden Wirtschaftsgebäude. 1922 verschenkte der Grundbesitzer Alois Svobodá das Land drumherum an die Stadt Prag, die zu diesem Zeitpunkt bereits den Aufbau des nahegelegenen Zoos plante. Er wohnte weiterhin in dem Haus, wo 1911 auch sein Enkel Quido Schwank geboren wurde, der zu den großen Gönnern des Zoos gehörte. Der Weinberg und das Areal wurde parzelliert, sodass nur noch der umittelbar am Haus gelegene Garten blieb. Die ummittelbare Umgebung wurde im Zuge des Bevölkerungswachstums in eine moderne Villen- und Wohngegend transformiert.

Unter dem Kommunismus wurde das Gehöft enteignet und wurde kaum mehr in Stand gesetzt. Der Verfall war so gravierend, dass man bereits den Abriss des hübschen Gebäudes plante. Das wurde im letzten Moment verhindert und zwischen 1988 und 1990 setzten Resaturierungsarbeiten ein, die aber etwas unsensibel mit der Innenausstattung (Deckengemälde u.ä.) umging. Soviel wie möglich wurde nach der Samtenen Revolution und der Restituierung 1996 sorgfältig restauriert und rekonstruiert. Der nächste Schicksalsschlag kam 2002 mit dem großen Hochwasser. Das Erdgeschoss wurde überflutet und massiv beschädigt, insbesondere die Gewölbedecken. Aber insgesamt blieb das Gebäude intakt, was der unglaublich soliden Bauweise mit seinen sich nach unten erweiternden Mauern zu verdanken ist, die die ursprünglichen Erbauer in weiser Voraussicht und Kenntnis der Flutgefahren hier dereinst erbauten. So sieht das Gebäude heute wieder ausgesprochen wohl gepflegt aus. (DD)

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