Unter welchen Bedingungen die jüdischen Bewohner der westböhmischen Stadt Pilsen während des Zweiten Weltkrieges leben mussten, lässt sich seit Kurzem im neuen deutsch-tschechischen Online-Spiel „Pilsen und Holocaust“ nachspüren. Das Spiel entstand in der Zusammenarbeit zwischen den internationalen Projekten „Erlebe Pilsen!“ („Zažij Plzeň! “) und „denk.mal digital“ („Přepni (se) na historii“), die beide unter dem Dach des Koordinierungszentrums deutsch-tschechischer Jugendaustausch Tandem stehen.

Das Spiel „Pilsen und Holocaust“ bietet ein- bis zweistündige Spaziergänge auf den Spuren des Holocausts in Pilsen (Plzeň), die man entweder direkt vor Ort mit dem Handy begehen oder auch zu Hause am Computer erleben kann. Die Länge der Route hängt davon ab, ob man alle empfohlenen Materialien und Videos liest und ansieht. Das Spiel muss nicht heruntergeladen, sondern kann direkt auf dem Smartphone oder auf dem Computer als Webanwendung auf der Website gestartet werden. Man muss sich dazu auf der Website registrieren und braucht für ein angenehmes Spielerlebnis eine gute Internetverbindung. Die tschechische Version des Spiels ist auf hry.zazijplzen.eu verfügbar. Das Spiel ist laut den Entwicklern sowohl für kleinere Kinder als auch für Erwachsene geeignet. Auch Lehrer können das Spiel im Unterricht benutzen.

Auf jüdischen Spuren in Pilsen. Foto: Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch „Tandem“

Mit Eva durch das jüdische Pilsen

Im Spiel wird man von dem fünfjährigen jüdischen Mädchen Eva begrüßt, das dann weiter auch die Funktion einer Stadtführerin übernimmt: „Hallo! Ich bin Eva. Ich dachte immer, ich sei ein normales Mädchen, aber eines Tages wurde meine Familie als jüdisch eingestuft und alles änderte sich für uns. Ich werde Sie durch die Orte führen, die mit dem Holocaust in Verbindung stehen, und versuchen, Ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es für uns damals war. Haltet eure Handys und guten Schuhe bereit und kommt mit mir auf einen Spaziergang durch Pilsen vor 1942!“

Das jüdische Mädchen Eva führt durch das Spiel. Foto: Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch „Tandem“

„Wir haben uns entschieden, das Thema des jüdischen Holocaust in Form von Geschichten von einfachen Menschen zu behandeln“, erklärt Tereza Vágnerová, die Koordinatorin eines der Projekte. „Wir haben die Schicksale interessanter Persönlichkeiten aus der Stadt aufgespürt, aber wir haben auch eine fiktive Stadtführerin hinzugefügt, die fünfjährige Eva, die die Ereignisse um sie herum kommentiert und die Geschichten verknüpft“, fügt sie hinzu.

Laut Veronika Rybová, der Leiterin des interaktiven Programms „Erlebe Pilsen!“, sei die Anwendung während der Pandemie entstanden. „Wir wollten den Menschen die Stadt Pilsen auf interessante Weise zugänglich machen, auch in einer Zeit, in der es nicht möglich war, sich zu treffen und geführte Spaziergänge zu organisieren“, so Rybová.

Zusätzlich zum Online-Spaziergang kann man auf der Website von „Erlebe Pilsen!“ die thematischen Spaziergänge auch als klassische Führung mit einem Guide buchen. 

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