- Hans Weber
- December 18, 2024
Volkstümlicher Maler
Am 10. Juli 1913, also heute vor 110 Jahren, starb er hier in diesem vierstöckigen Mietshaus in der Bělehradská 1018/64 im Stadtteil Vinohrady (Prag 2): Mikoláš Aleš war das, was man einen populären, ja volkstümlichen Künstler nennen darf.
Der Illustrator und Maler mit akademischer Ausbildung liebte vor allem den Stil der böhmischen Renaissance, dessen klare Bildsprache er liebte und weiterentwickelt. Dass er dabei gerne tschechische nationalpatriotische Motive aufgriff (etwa bei seinen Buchillustrationen zu böhmischen Volkssagen) kam gut an. Auch, dass manche seiner Szenen von augenzwinkerndem Humor gekennzeichnet waren. Am bekannetsten wurde er aber als Freskenmaler für Prager Hausfassaden. Damit hat er zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhundert so viele Spuren im Stadtbild hinterlassen, dass wir jetzt nur auf eine Auswahl unserer Beiträge hier, hier, hier und hier hinweisen. Es traf sich dabei gut, dass Ende des 19. Jahrhundert die Neo-Renaissance der dominierende Modetrend in der Architektur war. Mit einigen Vertretern dieses Baustils, etwa Antonín Wiehl oder Jan Zeyer, ging er lang anhaltende künstlerische und unternehmerische Partnerschaften ein.
Es verwundert daher nicht, dass er die die letzten Jahre seines Lebens ab 1900 auch in einem Neo-Renaissance-Haus verbrachte – zu dem er allerdings keine Fassadenmalereien beitrug. Das eigentlich nicht sonderlich auffällige Haus dürfte damals recht neu erbaut gewesen sein. Zum Gedenken an den populären und talentierten Maler, dessen Werke auch heute noch den Publikumsgeschmack treffen, brachte man schon im Jahre 1930 auf Höhe des ersten Stock eine Gedenktafel für ihn an.
Es handelt sich um eine Bronzetafel mit dem Seitenprofil des Künstler, unter dem (übersetzt) steht: „In diesem Haus wirkte 13 Jahre lang und starb am 10. VII 1913 Mikoláš Aleš.“ Die Tafel ist das Werk des Zeichners, Bildhauers und Medailleurs Josef Šejnost, der – so eine vielleicht interessante Fußnote der Geschichte – 1913 noch Marionettenpuppen und Bühnenbilder nach Entwürfen von Aleš erstellt hatte – ein Aspekt des künstlerischen Schaffen von Aleš, den nicht jedermann kennt, der sich aber gut in sein künstlerisches Schaffen eingliedert. Wer sich dafür interessiert, sollte übrigen das Marionettenmuseum in Pilsen besuchen, aus dem das Bild links stammt. . (DD)
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