“Wer nicht hüpft, der ist kein Tscheche”

Tschechien steht nach einer langen Durststrecke im Finale der Eishockey-WM. Die Leistung der Mannschaft löst in dem Land eine breite Euphorie aus.

Spätestens seit 16:51 Uhr am Samstagnachmittag ist Ausnahmezustand in Tschechien, zumindest emotional. Die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft ist ins Finale bei der Heim-Weltmeisterschaft eingezogen und ein Land steht Kopf.
Dabei ist es noch gar nicht der Weltmeistertitel. Egal, die Männer um Cheftrainer Radim Rulík sind eigentlich schon jetzt Helden.
7:3 gegen Schweden, einen der Top-Favoriten. Eine Machtdemonstration.

Finaleinzug beendet lange Durststrecke

Der Kommentator im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen spricht von einer “Sensation”, einem “Wunder”. Auf den Rängen in der Prager Arena liegen sich die Fans in den Armen. Denn es endet eine lange Durststrecke für das stolze Eishockey-Land.
Gut, 2022 gab es Bronze bei der jedes Jahr stattfindenden WM. Aber die letzte WM-Goldmedaille liegt schon 14 Jahre zurück. Damals schlugen die Tschechen die favorisierte Mannschaft aus Russland im Finale in Köln mit 2:1. Jetzt ist das nächste Eishockey-Märchen zum Greifen nah.
Nur noch einer von damals ist auf dem Eis mit dabei. Der 38-jährige Kapitän Roman Červenka. Andere kommentieren im Fernsehen die Spiele oder schauen in der Arena zu, begleitet von Jubelrufen der Fans. So wie Superstar Jaromír Jágr, der mit seinen 52 Jahren noch immer in der tschechischen Liga spielt.
Der deutsche Torhüter Philipp Grubauer gegen den Schweizer Andres Ambuhl am 23.05.2024.

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Vize-Weltmeister Deutschland ist bei der Eishockey-WM in Tschechien im Viertelfinale gescheitert. Das DEB-Team verlor in Ostrava gegen die Schweiz mit 1:3 (0:2, 1:0, 0:1).23.05.2024 | 0:35 min


Eishockey ist Nationalsport in Tschechien

Es ist bei jedem Spiel zu spüren, wie ein ganzes Land seine Nationalmannschaft förmlich durch die WM trägt. Eishockey ist eben Nationalsport in Tschechien. Wenn die Deutschen ihren Fußball schauen, gucken die Tschechen ihr Eishockey.
Das Viertelfinale gegen die USA am Donnerstag hatten insgesamt rund 57 Prozent all jener Haushalte eingeschaltet, bei denen der Fernseher lief. Und schon vor dem letzten Halbfinale gab es einen neuen Zuschauerrekord in den Hallen.
Bis dahin hatten insgesamt mehr als 754.000 die Spiele in Prag und Ostrava besucht. So viele wie noch nie. Das alles wird stolz verkündet.

Deutschlands Lukas Kalble schießt sein zweites Tor.

Im WM-Viertelfinale wartete auf das DEB-Team ein harter Gegner.22.05.2024 | 1:09 min


Ein Land im WM-Fieber

Auch sonst ist die WM im Land überall sichtbar. Da gibt es das Dosenbier mit dem aufgedruckten Spruch: “Wer kein Fan ist, ist kein Tscheche, hopp”. Im Einkaufszentrum können alle gleich am Eingang beim WM-Gewinnspiel mitmachen. Und im Kinderfernsehen hat der Moderator das Nationaltrikot angezogen. Die beiden beliebten Trickfilmfiguren, die Kaninchen Bob und Bobek, animieren täglich als Maskottchen der WM nicht nur die ganz kleinen Eishockeyfans.
Und natürlich wurde jeder sofort in den Hauptnachrichten informiert, wann denn David Pastrňák, der Superstar aus der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL, nun endlich ins Geschehen eingreifen kann. Kaum waren seine Boston Bruins in den Playoffs ausgeschieden, ging es für ihn und seinen Mannschaftskameraden Pavel Zacha nach Prag.
Die Wasserstandsmeldungen über den Zustand der Mannschaft erinnern an Deutschland bei der Fußball-WM 2010, als immer wieder über Michael Ballacks Wade berichtet wurde. Und ganz selbstverständlich wird jedes einzelne WM-Spiel live vom Tschechischen Fernsehen übertragen.
Torhüter Lukas Dostal von Tschechien feiert mit seinen Teamkollegen nach dem Halbfinalspiel gegen Schweden.
Das tschechische Team feiert seinen Sieg gegen Schweden, einen der Top-Favoriten der WM.
Quelle: dpa

Finale gegen die Schweiz wird ein Straßenfeger

Jetzt schaut also das ganze Land auf Sonntagabend. Das Finale gegen die Schweiz.
Die Straßen werden mit Sicherheit leer sein. Fast das ganze Land wird vor dem Fernseher sitzen oder sogar mithüpfen. Hüpfen und singen – wie sie es im Stadion auf den Rängen immer machen. Denn da gibt es den traditionellen Fan-Gesang: “Wer nicht hüpft, der ist kein Tscheche, hopp, hopp, hopp”.
Dann hüpfen sie stolz und hoffen auf Gold, und das auch noch zuhause in Prag – in der goldenen Stadt.

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