Wiederauferstandenes Schloss

Nach langen Jahren des elenden Verfalls ist es wieder in seiner ursprünglichen Pracht auferstanden: Das Schloss Drahenice (zámek Drahenice), nur etwas mehr als 50km südwestlich von Prag gelegen.

Den etwas abgelegenen Ort , der heute im Bezirk (Okres) Příbram liegt haben sich anscheinend von Anfang an einige der großen Adelsgeschlechter als einen ihrer Sitze außerwählt. 1638 wird das Schloss erstmals als Besitztum des lokalen Adligen Adam Hynek Vrabský z Vrabí erwähnt und gehört aber kurz darauf ab 1686 dem Geschlecht der Waldsteins, auch Wallenstein genannt, deren berühmtester Spross, der kaiserliche Feldherr des 30jährigen Krieges, Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein, sogar von Friedrich Schiller in Theaterprosa gefasst wurde. Im 18. Jahrhundert folgten den Waldsteins das Geschlecht derer von Nostitz, eine nach dem 30jährigen Krieg in den Reichsgrafenstand erhobenes und forthin mit höchsten Ämtern betraute Adelsfamilie, die sich zudem vielfach als Mäzenaten für Kunst und Kultur betätigten. Unter den Nostitz’s wurde das bisherige kleinere Renaissancegebäude vergrößert und umfassend barockisiert.

1796 kauften Anfang des 18. Jahrhunderts in den Grafenstand erhobene Geschlecht der von Hartmann von Klarstein das Anwesen, das vielleicht nicht so berühmt ist wie die Waldsteins und Nostitz. Aber immerhin sollte Johann Prokop Hartmann von Klarstein es in Böhmen zum Obermarschall des Böhmischen Königreiches und Obersten Landkämmerer bringen. Unter ihm kam es zu weiteren Ergänzungen im barocken Stil. 1870 erwarb dann mit der Familie Lobkowicz, eines der großen Adelsgeschlechter Böhmens Schloss Drahenice, genauer gesagt: Georg Christian Fürst von Lobkowicz, der es u.a. zum Mitglied des Böhmischen Landrats, Wiener Reichsrat und Herrenhaus und zum böhmischen Landkämmerer brachte. Ihm folgte sein Sohn Jan Adolf Fürst von Lobkowicz, der sich trotz der Abschaffung der Adelstitel stets loyal zur Ersten Republik bekannte, und 1948 vor den Kommunisten, die gerade die Macht ergriffen hatten, in die Bundesrepublik floh. Drahenice wurde enteignet und einer allmählichen Vernachlässigung ausgesetzt. Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus (1989) wurde der Besitz 1992 an Johannes Fürst von Lobkowicz, dem in München geborenen Enkel von Fürst Jan Adolf und erfolgreicher Banker, restituiert.

Der ist bis heute Eigner. 1993 schaffte er es innerhalb von vier Monaten, das unter den Kommunisten bis zur Baufälligkeit abgewirtschaftete Schloss, in dem am Schluss sogar Militär einquartiert war, wenigstens teilweise wieder bewohnbar zu machen. Zudem kaufte er umliegende Ländereien auf. Seit Beginn des Jahrzehntes wird der Schlosskomplex von Wenzel Fürst von Lobkowicz betrieben. Der betreibt als Agrarunternehmer auf den zum Areal gehörenden Agrarflächen eine vorbildliche intensive und regenerative Beweidung. Er züchtet mit Erfolg Rinder der Rasse Angus Aberdeen und widmet sich dem Naturmanagement und der Waldbewirtschaftung. Währenddessen ist das Schloss selbst zu einem kleinen Barockjuwel geworden. Das zweiflügelige Schloss (mit einem dreiflügeligen Wirtschaftsgebäude) liegt an einem Teich, der direkt an dem schönen (denkmalgeschützten) Ortskern von Drahenice liegt. Beide Flügel werden durch einen schmalen Turm verbunden.

Eines der bemerkenswertesten Teile der Einrichtung ist die am Südflügel befindliche Kapelle der Unbefleckten Empfängnis Mariens (Kaple Neposkvrněného početí Panny Marie), Die wurde in den Jahren 1635 bis 1699 erbaute, aber 1796 noch einmal kräftig in barocken Stil umgebaut. Bemerkenswert ist unter anderem die von Karl Schiffner erbaute Orgel aus dem Jahre 1874, der Altar von1699 (Bild rechts) und vor allem die wiederhergestellten Gewölbefresken mit Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria (Bild unterhalb links).

Das das vom Kommunismus geschundene Schloss von den zugefügten Wunden wieder geheilt ist und sogar wirtschaftlich floriert, grenzt fast an ein Wunder. Der Ausflügler, der sich das Ganze ansehen möchte, kann das allerdings allerdings nur von weiter draußen tun. DIe Kapelle und andere Innenräume sich für das Publikum geschlossen. Das Schloss ist Privatbesitz. In den Jahren 2012 und 2013 wurden hier noch Weihnachtsmärkte zu wohltätigen Zwecken veranstaltet. Wenn sich mal die Gelegenheit bietet – wir wurden von der Familie Lobkowicz mit herzlicher Gastfreundschaft bei einem Ausflug der Deutschsprachigen Evangelischen und der Katholischen Kirchengemeinden empfangen – kann man die wundersame Auferstehung des Schlosses erst richtig würdigen. (DD)

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