Zisterzienserkloster Hohenfurth erhält enteignetes Land zurück

Auf Grundlage der Beneš-Dekrete wurde 1948 die Mehrzahl der Geistlichen des südböhmischen Zisterzienserklosters Hohenfurth (Vyšší Brod) gemeinsam mit der deutschen Bevölkerung vertrieben und das Kloster wenig später aufgelöst. Das tschechische Verfassungsgericht erklärte die Enteignung im Januar für rechtswidrig und gibt dem Kloster seinen Besitz zurück.

Das Verfassungsgericht spricht dem Zisterzienserkloster Hohenfurth (Vyšší Brod) im Kreis Krumau (Český Krumlov) 2000 Hektar Land zu, das es eigentlich schon im Zuge der Restitutionen zwischen 2016 und 2018 zurückerhalten hatte. Das Verfassungsgericht hob damit ein Urteil des Prager Obersten Gerichts auf, das die Restitution für ungültig erklärt und die Ländereien wieder beschlagnahmt hatte.

1948 wurde die Mehrzahl der Geistlichen auf Grundlage der Beneš-Dekrete vertrieben und das Kloster 1950 aufgelöst. Laut Verfassungsgericht seien die Dekrete allerdings nur ein Vorwand der kommunistischen Machthaber gewesen, um an den Klosterbesitz zu kommen, und damit nicht auf das Kloster anwendbar. Die Zisterzienser seien „anständige Bürger“ der ersten tschechoslowakischen Republik gewesen, die nicht mit den Nationalsozialisten kollaboriert hätten. Laut Verfassungsrichter David Uhlíř sei das Kloster Gegenstand religiöser Verfolgung gewesen, solche Fälle müsse man sensibel und individuell beurteilen.

Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt. Foto: Wolfgang Sauber, Hohenfurth – Klosterkirche – Apsis 2, CC BY-SA 3.0

Letzte männliche Zisterzienser-Gemeinschaft in Tschechien

Die Abtei wurde 1259 von Wok von Rosenberg gegründet. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen nach dem Münchner Abkommen 1938 wurde der Abt des Klosters, Tecelin Jaksch, für seine loyale Haltung gegenüber dem tschechoslowakischen Staat verhaftet. Ein Regierungskommissar des Gaus Oberdonau übernahm die Verwaltung des Klosters, welches 1941 durch die Gestapo von Linz aufgehoben und geplündert wurde. Nach dem Krieg wollte Abt Tecelin Jaksch einen neuen tschechischen Konvent aufbauen, mit der Machtergreifung der kommunistischen Partei wurde das Kloster allerdings erneut aufgehoben. Das Gebäude wurde zu einer Kaserne für die Armee und beherbergte Grenzschutztruppen.

Bereits nach der politischen Wende 1989 wurde das heruntergewirtschaftete Klostergebäude zurückerstattet. 1990 zogen die ersten beiden Mönche wieder ein. Heute gehören dem Konvent zehn Geistliche an. Für die offizielle Gründung einer Abtei wäre eine Zahl von zwölf notwendig. Es handelt sich bei dem Stift um die letzte Zisterzienser-Gemeinschaft in Tschechien.

Das Kloster plant nun, sich um das zurückerworbene Land zu kümmern: „Wir wollen das Gebiet wieder aufforsten, weil es als Staatswald und wegen den Auswirkungen des Borkenkäfers stark abgeholzt wurde. Aber wir werden uns darum kümmern, wir sind daran gewöhnt“, sagte der Prior des Zisterzienserklosters, Justýn Berka.

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